Краткая коллекция текстов на немецкий языке

Immanuil Kant/И. Кант

Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik die als Wissenschaft wird auftreten können/Пролегомены ко всякой будущей метафизике, могущей появиться как наука

Vorschlag zu einer Untersuchung der Kritik, auf welche das Urteil folgen kann./Предложение исследования критики, могущего предшествовать суждению

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Ich bin dem gelehrten Publikum auch vor das Stillschweigen verbunden, womit es eine geraume Zeit hindurch meine Kritik beehrt hat; denn dieses beweiset doch einen Aufschub des Urteils, und also einige Vermutung, daß in einem Werke, was alle gewohnte Wege verläßt und einen neuen einschlägt, in den man sich nicht sofort finden kann, doch vielleicht etwas liegen möge, wodurch ein wichtiger, aber jetzt abgestorbener Zweig menschlicher Erkenntnisse neues Leben und Fruchtbarkeit bekommen könne, mithin eine Behutsamkeit, durch kein übereiltes Urteil den noch zarten Propfreis abzubrechen und zu zerstören. Eine Probe eines aus solchen Gründen verspäteten Urteils kommt mir nur eben jetzt in der Gothaischen gelehrten Zeitung vor Augen, dessen Gründlichkeit (ohne mein hiebei verdächtiges Lob in Betracht zu ziehen) aus einer faßlichen und unverfälschten Vorstellung eines zu den ersten Prinzipien meines Werks gehörigen Stücks jeder Leser von selbst wahrnehmen wird. Я признателен ученой публике и за то довольно продолжительное молчание, которым она почтила мою "Критику"; ведь это показывает, что оценка откладывается и, следовательно, можно предположить, что в сочинении, отклоняющемся от всех обычных путей и прокладывающем новый путь, в котором не сразу можно разобраться, все же, быть может, заключается нечто такое, что в состоянии вдохнуть новую жизнь в важную, но ныне омертвевшую отрасль человеческих познаний и сделать ее плодотворной; отсюда и осторожность - как бы не сломить и не разрушить опрометчивым суждением нежный еще черенок. Только теперь я увидел в "Gothaischegelehrte Zeitung" образчик такого запоздалого, по указанным соображениям, суждения, основательность которого всякий читатель (оставляя без внимания мою подозрительную в этом случае похвалу) сам усмотрит из понятного и верного изложения одного отрывка, касающегося первых принципов моего сочинения.
Und nun schlage ich vor, da ein weitläuftig Gebäude unmöglich durch einen flüchtigen Überschlag sofort im Ganzen beurteilt werden kann, es von seiner Grundlage an, Stück vor Stück zu prüfen, und hiebei gegenwärtige Prolegomena als einen allgemeinen Abriß zu brauchen, mit welchem denn gelegentlich das Werk selbst verglichen werden könnte. Dieses Ansinnen, wenn es nichts weiter, als meine Einbildung von Wichtigkeit, die die Eitelkeit gewöhnlichermaßen allen eigenen Produkten leihet, zum Grunde hätte, wäre unbescheiden, und verdiente mit Unwillen abgewiesen zu werden. Nun aber stehen die Sachen der ganzen spekulativen Philosophie so, daß sie auf dem Punkte sind, völlig zu erlöschen, obgleich die menschliche Vernunft an ihnen mit nie erlöschender Neigung hängt, die nur darum weil sie unaufhörlich getäuscht wird, es jetzt, obgleich vergeblich, versucht, sich in Gleichgültigkeit zu verwandeln. Итак, ввиду невозможности сразу судить об обширном здании в целом по одному бегло составленному расчету я предлагаю рассмотреть его по частям, начиная с фундамента, пользуясь при этом настоящими пролегоменами как общим наброском, с которым можно по мере надобности сравнивать само сочинение. Если бы это требование было основано только на той воображаемой важности, какую тщеславие обычно придает всякому собственному произведению, оно было бы нескромно и его следовало бы с негодованием отклонить. Но дело в том, что вся спекулятивная философия дошла до такого положения, что вот-вот совсем исчезнет, хотя разум человеческий держится за нее с неистребимой склонностью, которая лишь потому, что беспрестанно бывает обманутой, старается теперь, хотя и тщетно, превратиться в равнодушие.
In unserm denkenden Zeitalter läßt sich nicht vermuten, daß nicht viele verdiente Männer jede gute Veranlassung benutzen sollten, zu dem gemeinschaftlichen Interesse der sich immer mehr aufklärenden Vernunft mit zu arbeiten, wenn sich nur einige Hoffnung zeigt, dadurch zum Zweck zu gelangen. Mathematik, Naturwissenschaft, Gesetze, Künste, selbst Moral etc. füllen die Seele noch nicht gänzlich aus; es bleibt immer noch ein Raum in ihr übrig, der vor die bloße reine und spekulative Vernunft abgestochen ist, und dessen Leere uns zwingt, in Fratzen oder Tändelwerk, oder auch Schwärmerei, dem Scheine nach Beschäftigung und Unterhaltung, im Grunde aber nur Zerstreuung zu suchen, um den beschwerlichen Ruf der Vernunft zu übertäuben, die ihrer Bestimmung gemäß etwas verlangt, was sie vor sich selbst befriedige, und nicht bloß zum Behuf anderer Absichten, oder zum Interesse der Neigungen in Geschäftigkeit versetze. Daher hat eine Betrachtung, die sich bloß mit diesem Umfange der vor sich selbst bestehenden Vernunft beschäftigt, darum, weil eben in demselben alle andere Kenntnisse, sogar Zwecke zusammenstoßen, und sich in ein Ganzes vereinigen müssen, wie ich mit Grunde vermute, vor jedermann, der es nur versucht hat, seine Begriffe so zu erweitern, einen großen Reiz und, ich darf wohl sagen, einen größeren, als jedes andere theoretische Wissen, welches man gegen jenes nicht leichtlich eintauschen würde. В наш мыслящий век нельзя предположить, что не найдется много заслуженных мужей, готовых воспользоваться всяким хорошим поводом потрудиться вместе ради все более просвещающегося разума, если только появится надежда благодаря этому достигнуть цели. Математика, естествознание, законы, искусства, даже мораль и т. д. не заполняют душу целиком; все еще остается в ней место, которое намечено для чистого и спекулятивного разума и незаполненность которого заставляет нас искать в причудливом, или в пустяках, или же в мечтательстве видимость занятия, а в сущности лишь развлечение, чтобы заглушить обременяющий зов разума, требующего в соответствии со своим назначением чего-то такого, что удовлетворяло бы его для него самого, а не занимало бы его ради других целей или в пользу склонностей. Поэтому я не без основания предполагаю, что рассуждение, занимающееся только этой сферой разума, существующего для самого себя, имеет поскольку именно в ней должны сойтись и соединиться в одно целое все другие знания и даже цели, большую привлекательность для всякого, кто только пытался расширить таким образом свои понятия, и, я должен сказать, имеет большую привлекательность, чем всякое другое теоретическое знание, которое вряд ли променяли бы на это.
Ich schlage aber darum diese Prolegomena zum Plane und Leitfaden der Untersuchung vor, und nicht das Werk selbst, weil ich mit diesem zwar, was den Inhalt, die Ordnung und Lehrart und die Sorgfalt betrifft, die auf jeden Satz gewandt worden, um ihn genau zu wägen und zu prüfen, ehe ich ihn hinstellete, auch noch jetzt ganz wohl zufrieden bin, (denn es haben Jahre dazu gehört, mich nicht allein von dem Ganzen, sondern bisweilen auch nur von einem einzigen Satze in Ansehung seiner Quellen völlig zu befriedigen,) aber mit meinem Vortrage in einigen Abschnitten der Elementarlehre, z. B. der Deduktion der Verstandesbegriffe, oder dem von den Paralogismen d. r. V., nicht völlig zufrieden bin, weil eine gewisse Weitläuftigkeit in denselben die Deutlichkeit hindert, an deren Statt man das, was hier die Prolegomenen in Ansehung dieser Abschnitte sagen, zum Grunde der Prüfung legen kann. Но я предлагаю в качестве плана и путеводной нити исследования эти пролегомены, а не самое сочинение потому, что хотя сочинением я еще и теперь вполне доволен, что касается содержания, порядка, метода и той тщательности, с какой я взвешивал и проверял каждое положение, прежде чем привести его (не говоря уже о всем сочинении, мне требовались иногда целые годы, чтобы вполне удовлетвориться каким-нибудь одним положением в отношении его источников), но изложением своим в некоторых разделах учения о началах, например в разделе о дедукции рассудочных понятий или в разделе о паралогизмах чистого разума, я не совсем доволен, так как некоторая пространность мешает здесь ясности; вместо этих разделов можно принять в основу рассмотрения то, что говорится о них здесь в пролегоменах.
Man rühmt von den Deutschen, daß, wozu Beharrlichkeit und anhaltender Fleiß erforderlich sind, sie es darin weiter als andere Völker bringen können. Wenn diese Meinung gegründet ist, so zeigt sich hier nun eine Gelegenheit, ein Geschäfte, an dessen glücklichem Ausgange kaum zu zweifeln ist, und woran alle denkende Menschen gleichen Anteil nehmen, welches doch bisher nicht gelungen war, zur Vollendung zu bringen, und jene vorteilhafte Meinung zu bestätigen; vornehmlich, da die Wissenschaft, welche es betrifft, von so besonderer Art ist, daß sie auf einmal zu ihrer ganzen Vollständigkeit und in denjenigen beharrlichen Zustand gebracht werden kann, da sie nicht im mindesten weiter gebracht, und durch spätere Entdeckung weder vermehrt, noch auch nur verändert werden kann, (den Ausputz durch hin und wieder vergrößerte Deutlichkeit oder angehängten Nutzen in allerlei Absicht rechne ich hieher nicht), ein Vorteil, den keine andere Wissenschaft hat, noch haben kann, weil keine ein so völlig isoliertes, von andern unabhängiges und mit ihnen unvermengtes Erkenntnisvermögen betrifft. Auch scheint dieser meiner Zumutung der jetzige Zeitpunkt nicht ungünstig zu sein, da man jetzt in Teutschland fast nicht weiß, womit man sich, außer den sogenannten nützlichen Wissenschaften noch sonst beschäftigen könne, so daß es doch nicht bloßes Spiel, sondern zugleich Geschäfte sei, wodurch ein bleibender Zweck erreicht wird. Немцы славятся тем, что превосходят другие народы во всем, что требует постоянства и беспрестанного прилежания. Если это мнение основательно, то вот подходящий случай подтвердить его, доводя до конца дело, в успешном исходе которого вряд ли можно сомневаться и в котором одинаково заинтересованы все мыслящие люди, но которое до сих пор не удавалось; и это тем более важно, что наука, о которой идет речь, столь особого рода, что она сразу может быть доведена до полной своей завершенности и до такого устойчивого состояния, что ее уже нельзя будет ни насколько двигать дальше, расширять или даже изменять позднейшими открытиями (если не считать украшение ее кое-где большей ясностью или же дополнительную пользу в разных отношениях),-преимущество, которого никакая другая наука не имеет и иметь не может, так как ни одна не связана с такой совершенно изолированной, от других не зависящей и с ними не смешанной познавательной способностью. Этому моему требованию, кажется мне, как раз благоприятствует настоящий момент, так как теперь в Германии почти не знают, чем бы кроме так называемых полезных наук заняться, чтобы это было не просто игрой, но и делом, благодаря которому достигается постоянная цель.
Wie die Bemühungen der Gelehrten zu einem solchen Zweck vereinigt werden könnten, dazu die Mittel zu ersinnen, muß ich andern überlassen. Indessen ist meine Meinung nicht, irgend jemanden eine bloße Befolgung meiner Sätze zuzumuten, oder mir auch nur mit der Hoffnung derselben zu schmeicheln, sondern, es mögen sich, wie es zutrifft, Angriffe, Wiederholungen, Einschränkungen, oder auch Bestätigung, Ergänzung und Erweiterung, dabei zutragen, wenn die Sache nur von Grund aus untersucht wird, so kann es jetzt nicht mehr fehlen, daß nicht ein Lehrgebäude, wenngleich nicht das meinige, dadurch zustande komme, was ein Vermächtnis vor die Nachkommenschaft werden kann, davor sie Ursache haben wird, dankbar zu sein. Придумать способы, какими можно было бы объединить усилия ученых для такой цели, я должен предоставить другим. Но я не намерен требовать от кого бы то ни было, чтобы он следовал лишь моим положениям, и не думаю льстить себя такой надеждой; пусть будут нападки, повторения, ограничения или же подтверждение, дополнение и расширение - лишь бы дело было основательно исследовано, тогда оно неминуемо приведет к созданию научной системы, хотя бы и не моей, как завещания потомкам, за которое они будут иметь основание быть благодарными.
Was, wenn man nur allererst mit den Grundsätzen der Kritik in Richtigkeit ist, vor eine Metaphysik, ihr zufolge, könne erwartet werden und wie diese keinesweges dadurch, daß man ihr die falsche Federn abgezogen, armselig und zu einer nur kleinen Figur herabgesetzt erscheinen dürfe, sondern in anderer Absicht reichlich und anständig ausgestattet erscheinen könne, würde hier zu zeigen zu weitläuftig sein; allein andere große Nutzen, die eine solche Reform nach sich ziehen würde, fallen sofort in die Augen. Die gemeine Metaphysik schaffte dadurch doch schon Nutzen, daß sie die Elementarbegriffe des reinen Verstandes aufsuchte, um sie durch Zergliederung deutlich und durch Erklärungen bestimmt zu machen. Было бы слишком долго рассказывать, какого рода метафизики можно было бы ожидать вслед за критикой (если основоположения этой критики правильны), так как оттого, что с метафизики снимут фальшивые перья, она вовсе не станет скудной и малой фигурой, а покажет себя в другом отношении богатой и в приличном убранстве; но другого рода значительная польза, вытекающая из такой реформы, сразу бросается в глаза. Уже и обыденная метафизика была полезна тем, что отыскивала первоначальные понятия рассудка, дабы уяснить их с помощью расчленения и сделать их определенными с помощью дефиниций.
Dadurch ward sie eine Kultur vor die Vernunft, wohin diese sich auch nachher zu wenden gut finden möchte. Allein das war auch alles Gute, was sie tat. Denn dieses ihr Verdienst vernichtete sie dadurch wieder, daß sie durch waghalsige Behauptungen den Eigendünkel, durch subtile Ausflüchte und Beschönigung der Sophisterei, und durch die Leichtigkeit, über die schwersten Aufgaben mit ein wenig Schulweisheit wegzukommen, die Seichtigkeit begünstigte, welche desto verführerischer ist, je mehr sie einerseits etwas von der Sprache der Wissenschaft, andererseits von der Popularität anzunehmen die Wahl hat und dadurch allen alles, in der Tat aber überall nichts ist. Durch Kritik dagegen wird unserem Urteil der Maßstab zugeteilt, wodurch Wissen von Scheinwissen mit Sicherheit unterschieden werden kann, und diese gründet dadurch, daß sie in der Metaphysik in ihre volle Ausübung gebracht wird, eine Denkungsart, die ihren wohltätigen Einfluß nachher auf jeden andern Vernunftgebrauch erstreckt und zuerst den wahren philosophischen Geist einflößt. Aber auch der Dienst, den sie der Theologie leistet, indem sie solche von dem Urteil der dogmatischen Spekulation unabhängig macht und sie ebendadurch wider alle Angriffe solcher Gegner völlig in Sicherheit stellt, ist gewiß nicht gering zu schätzen. Denn gemeine Metaphysik, ob sie gleich jener viel Vorschub verhieß, konnte doch dieses Versprechen nachher nicht erfüllen, und hatte noch überdem dadurch, daß sie spekulative Dogmatik zu ihrem Beistand aufgeboten, nichts anders getan, als Feinde wider sich selbst zu bewaffnen. Schwärmerei, die in einem aufgeklärten Zeitalter nicht aufkommen kann, als nur wenn sie sich hinter einer Schulmetaphysik verbirgt, unter deren Schutz sie es wagen darf, gleichsam mit Vernunft zu rasen, wird durch kritische Philosophie aus diesem ihrem letzten Schlupfwinkel vertrieben, und über das alles kann es doch einem Lehrer der Metaphysik nicht anders als wichtig sein, einmal mit allgemeiner Beistimmung sagen zu können, daß, was er vorträgt, nun endlich auch Wissenschaft sei, und dadurch dem gemeinen Wesen wirklicher Nutzen geleistet werde. Благодаря этому она становилась культурой для разума, куда бы он потом ни обращался; но это и было все то хорошее, что она делала. Ведь эту свою заслугу она снова свела на нет тем, что благоприятствовала самомнению посредством рискованных утверждений, лжемудрствованию - посредством тонких уловок и благовидных предлогов, поверхностности - легкостью, с какой отделывались небольшим запасом школьной мудрости от труднейших задач,- и эта поверхностность тем соблазнительнее, чем больше она может по выбору пользоваться и научным языком, и популярным изложением, становясь благодаря этому всем для всех, а на деле ничем. Критика же, напротив, наделяет наше суждение мерилом, которым можно с достоверностью различать знание от мнимого знания, а полное применение критики в метафизике создает такой образ мыслей, который распространяет затем свое благотворное влияние и на всякое другое применение разума и первый вселяет истинный философский дух. Но никак нельзя недооценивать и услугу, которую критика оказывает теологии, делая ее независимой от суждения догматической спекуляции и тем самым совершенно ограждая ее от всех нападок со стороны таких противников. В самом деле, обыденная метафизика, хотя и обещала теологии большую помощь, не могла, однако, впоследствии выполнить это обещание и, кроме того, призвав себе в союзники спекулятивную догматику, сделала лишь одно - вооружила врагов против себя самой. Мечтательство, которое в просвещенный век может выступить, лишь прячась за какой-нибудь школьной метафизикой, под защитой которой оно осмеливается, так сказать, разумно неистовствовать, изгоняется критической философией из этого своего последнего убежища, и сверх всего этого разве не важно для учителя метафизики быть в состоянии сказать при всеобщем одобрении, что то, что он преподает, есть, наконец, тоже наука, приносящая обществу действительную пользу.
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Die Gottinger Rezension (Grave/Feder)
Gottingisch Anzeigen von gelehrten Sachen. 1782. Zugabe Bd. 1., S.40 - 48
Critik der reinen Vernunft. Von Imman. Kant. 1781. 856 S. Oktav. Dieses Werk, das den Verstand seiner Leser immer ubt, wenn auch nicht immer unterrichtet, oft die Aufmerksamkeit bis zur Ermudung anstrengt, zuweilen ihr durch gluckliche Bilder zu Hulfe kommt oder sie durch unerwartete gemeinnutzige Folgerungen belohnt, ist ein System des hoheren oder, wie es der Verf. nennt, des transscendentellen Idealismus; eines Idealismus, der Geist und Materie auf gleiche Weise umfa?t, die Welt und uns selbst in Vorstellungen verwandelt, und alle Objekte aus Erscheinungen dadurch entstehen la?t, da? sie der Verstand zu einer Erfahrungsreihe verknupft, und da? sie die Vernunft in ein ganzes und vollstandiges Weltsystem auszubreiten und zu vereinigen notwendig, obwohl vergeblich, versucht.
Das System des V. beruht ungefahr auf folgenden Hauptsatzen. Alle unsere Erkenntnisse entspringen aus gewissen Modifikationen unserer selbst, die wir Empfindungen nennen. Worin diese befindlich sind, woher sie ruhren, das ist uns im Grunde vollig unbekannt. Wenn es ein wirkliches Ding giebt, dem die Vorstellungen inhariren, wirkliche Dinge unabhangig von uns, die dieselben hervorbringen: so wissen wir doch von dem einen so wenig als von dem andern das mindeste Pradikat. Demohnerachtet nehmen wir Objekte an; wir reden von uns selbst, wir reden von den Korpern als wirklichen Dingen, wir glauben beide zu kennen, wir urteilen uber sie. Die Ursache hievon ist nichts anders, als da? die mehreren Erscheinungen etwas miteinander gemein haben.
Dadurch vereinigen sie sich untereinander und unterscheiden sich von dem, was wir uns selbst nennen. So sehen wir die Anschauungen der au?eren Sinne als Dinge und Begebenheiten au?er uns an, weil sie alle in einem gewissen Raume nebeneinander und in einer gewissen Zeit aufeinander erfolgen. Das ist fur uns wirklich, was wir uns irgendwo und irgendwann vorstellen. Raum und Zeit selbst sind nichts Wirkliches au?er uns, sind auch keine Verhaltnisse, auch keine abstrahierte Begriffe, sondern subjektive Gesetze unseres Vorstellungsvermogens, Formen der Empfindungen, subjektive Bedingungen der sinnlichen Anschauung.
Auf diesen Begriffen von den Empfindungen als blo?en Modifikationen unserer selbst (worauf auch Berkeley seinen Idealismus hauptsachlich baut), vom Raum und von der Zeit beruht der eine Grundpfeiler des Kantschen Systems. - Aus den sinnlichen Erscheinungen, die sich von anderen Vorstellungen nur durch die subjektive Bedingung, da? Zeit und Raum damit verbunden sind, unterscheiden, macht der Verstand Objekte. Er macht sie. Denn er ist es erstlich, der mehrere successive kleine Veranderungen der Seele in ganze vollstandige Empfindungen vereinigt; er ist es, der diese Ganzen wieder so miteinander in der Zeit verbindet, da? sie als Ursache und Wirkung aufeinander folgen, wodurch jedes seinen bestimmten Platz in der unendlichen Zeit, und alle zusammen die Haltung und Festigkeit wirklicher Dinge bekommen; er ist es endlich, der durch einen neuen Zusatz von Verknupfung die zugleich seienden Gegenstande, als wechselseitig ineinander wirkende, von den successiven, als nur einseitig voneinander abhangigen, unterscheidet und auf diese Weise, indem er in die Anschauungen der Sinne Ordnung, Regelma?igkeit der Folge und wechselseitigen Einflu? hineinbringt, die Natur im eigentlichen Verstande schafft, ihre Gesetze nach den seinigen bestimmt.
Diese Gesetze des Verstandes sind alter als die Erscheinungen, bei welchen sie angewandt werden: es giebt also Verstandesbegriffe a priori. Wir ubergehen den Versuch des Verf., das ganze Geschafte des Verstandes noch weiter aufzuklaren, durch eine Reduktion desselben auf vier Hauptfunktionen und davon abhangige vier Hauptbegriffe, namlich Qualitat, Quantitat, Relation und Modalitat, die wieder einfachere unter sich begreifen und in der Verbindung mit den Vorstellungen von Zeit und Raum die Grundsatze zur Erfahrungskenntnis geben sollen. Es sind die gemein bekannten Grundsatze der Logik und Ontologie nach den idealistischen Einschrankungen des Verf. ausgedruckt. Gelegenheitlich wird gezeigt, wie Leibnitz auf seine Monadologie gekommen sei, und es werden ihr Bemerkungen entgegengesetzt, die gro?tenteils auch unabhangig von dem transscendentellen Idealismus des V. erhalten werden konnen.
Das Hauptresultat aus allem, was der V. uber das Geschaft des Verstandes angemerkt hat, soll denn dies sein: da? der rechte Gebrauch des reinen Verstandes darinne bestehe, seine Begriffe auf sinnliche Erscheinungen anzuwenden und durch Verbindung beyder Erfahrungen zu formiren, und da? es ein Mi?brauch desselben und ein nie gelingendes Geschaft sein wird, aus Begriffen das Dasein und die Eigenschaften von Objekten zu schlie?en, die wir nie erfahren konnen. (Erfahrungen, im Gegensatz auf blo?e Einbildungen und Traumereien, sind dem Verf. sinnliche Anschauungen, mit Verstandesbegriffen verbunden. Aber wir gestehen, da? wir nicht einsehen, wie die dem Menschenverstande insgemein so leichte Unterscheidung des Wirklichen vom Eingebildeten, blo? Moglichen, ohne ein Merkmal des Ersteren in der Empfindung selbst anzunehmen, durch blosse Anwendung der Verstandesbegriffe zureichend gegrundet werden konne, da ja auch Visionen und Phantasien, bei Traumenden und Wachenden, als au?erliche Erscheinungen im Raume und in der Zeit und uberhaupt unter sich selbst aufs ordentlichste verbunden vorkommen konnen; ordentlicher bisweilen, dem Anscheine nach, als die wirklichen Ereignisse.) - Au?er dem Verstande tritt nun aber noch zur Bearbeitung der Vorstellungen eine neue Kraft hinzu, die Vernunft.
Diese bezieht sich auf die gesammelten Verstandesbegriffe, wie der Verstand auf die Erscheinungen. So wie der Verstand die Regeln enthalt, nach welchen die einzelnen Phanomene in Reihen einer zusammenhangenden Erfahrung gebracht werden: so sucht die Vernunft die obersten Prinzipien, durch welche diese Reihen in ein vollstandiges Weltganze vereinigt werden konnen. So wie der Verstand aus den Empfindungen einer Kette von Objekten macht. die aneinander hangen, wie die Teile der Zeit und des Raumes, wovon aber das letzte Glied immer noch auf fruhere oder entferntere zuruckweist: so will die Vernunft diese Kette bis zu ihrem ersten oder au?ersten Gliede verlangern; sie sucht den Anfang und die Grenze der Dinge.
Das erste Gesetz der Vernunft ist, da?, wo es etwas Bedingtes giebt, die Reihe der Bedingungen vollstandig gegeben sein oder bis zu etwas Unbedingtem hinaufsteigen musse. Zufolge desselben geht sie auf eine zwiefache Art uber die Erfahrung hinaus. Einmal will sie die Reihe der Dinge, die wir erfahren, viel weiter hinaus verlangern, als die Erfahrung selbst reicht, weil sie bis zur Vollendung der Reihen gelangen will. Sodenn will sie uns auch auf Dinge fuhren, deren ahnliche wir nie erfahren haben, auf das Unbedingte, absolut Notwendige, Uneingeschrankte. Aber alle Grundsatze der Vernunft fuhren auf Schein oder auf Widerspruche, wenn sie ausgedehnt werden, wirkliche Dinge und ihre Beschaffenheiten zu zeigen, da sie blo? dem Verstande zur Regel dienen sollten, in der Erforschung der Natur ohne Ende fortzugehen.
Dies allgemeine Urteil wendet der Verf. auf alle Hauptuntersuchungen der spekulativen Psychologie, Kosmologie und Theologie an; wie er es uberall bestimmt und zu rechtfertigen sucht, wird nicht vollstandig, doch einigerma?en durch das Nachfolgende begreiflich werden. Bei der Seelenlehre entstehen die Trugschlusse, wenn Bestimmungen, die blo? den Gedanken als Gedanken zukommen, fur Eigenschaften des denkenden Wesens angesehen werden. Der Satz: Ich denke, die einzige Quelle der ganzen rasonnierenden Psychologie, enthalt kein Pradikat von dem Ich, von dem Wesen selbst. Er sagt blo? eine gewisse Bestimmung der Gedanken, namlich den Zusammenhang derselben durch das Bewu?tsein, aus.
Es la?t sich also aus demselben nichts von den reellen Eigenschaften des Wesens, das unter dem Ich vorgestellt werden soll, schlie?en. Daraus, da? der Begriff vom Mir das Subjekt vieler Satze ist und nie das Pradikat irgend eines werden kann, wird geschlossen, da? Ich, das denkende Wesen, eine Substanz sei; da doch dies letztere Wort blo? das Beharrliche in der au?eren Anschauung anzuzeigen bestimmt ist. Daraus, da? in meinen Gedanken sich nicht Teile au?er Teilen finden, wird auf die Einfachheit der Seele geschlossen. Aber keine Einfachheit kann in dem, was als wirklich, d. h. als Objekt au?erer Anschauung betrachtet werden soll, stattfinden, weil die Bedingung davon ist, da? es im Raume sei, einen Raum erfulle.
Aus der Identitat des Bewu?tseins wird auf die Personalitat der Seele geschlossen. Aber konnte nicht eine Reihe von Substanzen einander ihr Bewu?tsein und ihre Gedanken ubertragen, wie sie einander ihre Bewegungen mitteilen? (Ein auch von Hume und langst vor ihm schon gebrauchter Einwurf.) Endlich wird aus dem Unterschiede zwischen dem Bewu?tsein unserer selbst und der Anschauung au?erer Dinge ein Trugschlu? auf die Idealitat der letzteren gemacht, da doch die inneren Empfindungen uns ebensowenig absolute Pradikate von uns selbst, als die au?eren von den Korpern angeben. So ware also der gemeine oder, wie ihn der Verf. nennt, der empirische Idealismus entkraftet, nicht durch die bewiesene Existenz der Korper, sondern durch den verschwundenen Vorzug, den die Uberzeugung von unserer eigenen Existenz vor jener haben sollte. - Unvermeidlich seyn die Widerspruche in der Kosmologie, so lange wir die Welt als eine objektive Realitat betrachten und als ein vollstandiges Ganzes umfassen wollen.
Unendlichkeit ihrer vergangenen Dauer, ihrer Ausdehnung und ihrer Teilbarkeit seyn dem Verstande unbegreiflich, beleidigen ihn, weil er den Ruhepunkt nicht findet, den er sucht. Und die Vernunft findet keinen hinlanglichen Grund, irgendwo stehen zu bleiben. Die Vereinigung, die der Verf. hiebei ausfindet, das echte Gesetz der Vernunft, soll, wenn wir ihn recht verstehen, darinne bestehen, da? diese den Verstand zwar anweise, Ursache von Ursachen, Teile von Teilen ohne Ende aufzusuchen, in der Absicht, die Vollstandigkeit des Systems der Dinge zu erreichen, ihn doch aber zugleich auch warne, keine Ursache, keinen Teil, den er je durch Erfahrung findet, fur den letzten und ersten anzunehmen. Es ist das Gesetz der Approximation, das Unerreichbarkeit und bestandige Annaherung zugleich in sich schlie?t. - Das Resultat von der Kritik der naturlichen Theologie ist den bisherigen sehr ahnlich. Satze, die Wirklichkeit auszusagen scheinen, werden in Regeln verwandelt, die nur dem Verstande ein gewisses Verfahren vorschreiben. Alles, was der Verf. hier Neues hinzusetzt, ist, da? er das praktische Interesse zu Hulfe ruft und moralische Ideen den Ausschlag geben la?t, wo die Spekulation beide Schalen gleich schwer oder vielmehr gleich leer gelassen hatte.
Was diese letztere herausbringt, ist folgendes. Aller Gedanke von einem eingeschrankten Reellen ist dem von einem eingeschrankten Raume ahnlich. So wie dieser nicht moglich sein wurde, wenn nicht ein unendlicher allgemeiner Raum ware: so ware kein bestimmtes endliches Reelles moglich, wenn es nicht ein allgemeines unendliches Reelles gabe, das den Bestimmungen, d. h. den Einschrankungen der einzelnen Dinge zum Grunde lage. Beides aber ist nur wahr von unseren Begriffen, ein Gesetz unseres Verstandes, inwiefern eine Vorstellung die andere voraussetzt. - Alle andere Beweise, die mehr darthun sollen, findet der Verf. bei seiner Prufung fehlerhaft oder unzulanglich. Die Art, wie der Verf. endlich der gemeinen Denkart durch moralische Begriffe Grunde unterlegen will, nachdem er ihr die spekulativen entzogen hat, ubergehen wir lieber ganz, weil wir uns darein am wenigsten finden konnen. Es giebt allerdings eine Art, die Begriffe vom Wahren und die allgemeinsten Gesetze des Denkens an die allgemeinsten Begriffe und Grundsatze vom Rechtverhalten anzuknupfen, die in unserer Natur Grund hat und vor den Ausschweifungen der Spekulation bewahren oder von demselben) zuruckbringen kann. Aber diese erkennen wir in der Wendung und Einkleidung des Verf. nicht.
Der letzte Teil des Werks, der die Methodenlehre enthalt, zeigt zuerst, wofur die reine Vernunft sich huten musse, das ist die Disciplin; zweitens die Regeln, wornach sie sich richten musse, das ist der Canon der reinen Vernunft. Den Inhalt davon konnen wir nicht genauer zergliedern; er la?t sich auch aus dem Vorhergehenden schon gutenteils abnehmen. Das ganze Buch kann allerdings dazu dienen, mit den betrachtlichsten Schwierigkeiten der spekulativen Philosophie bekannt zu machen und den auf ihre eingebildete reine Vernunft allzu stolz und kuhn sich verlassenden Erbauern und Verfechtern metaphysischer Systeme manchen Stoff zu heilsamen Betrachtungen vorhalten.
Aber die Mittelstra?e zwischen ausschweifenden Skepticismus und Dogmatismus, den rechten Mittelweg, mit Beruhigung, wenngleich nicht mit volliger Befriedigung, zur naturlichsten Denkart zuruckzufuhren, scheint uns der Verf. nicht gewahlt zu haben. Beide, dunkt uns doch, sind durch sichere Merkmale bezeichnet. Zuvorderst mu? der rechte Gebrauch des Verstandes dem allgemeinsten Begriffe vom Rechtverhalten, dem Grundgesetze unserer moralischen Natur, also der Beforderung der Gluckseligkeit, entsprechen. Wie daraus bald erhellt, da? er seinen eigenen Grundgesetzen gema? angewendet werden musse, welche den Widerspruch unertraglich und zum Beifall Grunde, bei Gegengrunden uberwiegende dauerhafte Grunde notig machen: so folgt auch eben daraus, da? wir an die starkste und dauerhafteste Empfindung oder den starksten und dauerhaftesten Schein, als an unsere au?erste Realitat, uns halten mussen. Dies thut der gemeine Menschenverstand. Und wie kommt der Rasonneur davon ab?
Dadurch, da? er die beyden Gattungen von Empfindung, die innere und au?ere, gegeneinander aufbringt, ineinander zusammenschmelzen oder umwandeln will. Daher der Materialismus, Anthropomorphismus u. s. w., wenn die Erkenntnis der innern Empfindung in die Form der au?ern umgewandelt oder damit vermengt wird. Daher auch der Idealismus, wenn der au?ern Empfindung ihr Rechtsbestand neben der innern, ihr Eigenthumliches angefochten wird. Der Skepticismus thut bald das eine, bald das andere, um alles durcheinander zu verwirren und zu erschuttern. Unser Verfasser gewissermassen auch; er verkennt die Rechte der innern Empfindung, indem er die Begriffe von der Substanz und Wirklichkeit als der au?ern Empfindung allein angehorig angesehen wissen will.
Aber sein Idealismus streitet noch mehr gegen die Gesetze der au?ern Empfindung und die daher entstehende unserer Natur gema?e Vorstellungsart und Sprache. Wenn, wie der Verfasser selbst behauptet, der Verstand nur die Empfindungen bearbeitet, nicht neue Kenntnisse uns liefert: so handelt er seinen ersten Gesetzen gema?, wenn er in allem, was Wirklichkeit betrifft, sich mehr von den Empfindungen leiten lasset, als sie leitet. Und wenn, das Au?erste angenommen, was der Idealist behaupten will, alles, wovon wir etwas wissen und sagen konnen, alles nur Vorstellung und Denkgesetz ist wenn die Vorstellungen in uns modifiziert und geordnet nach gewissen Gesetzen just das sind, was wir Objekte und Welt nennen: wozu denn der Streit gegen diese gemein angenommene Sprache? wozu denn und woher die idealistische Unterscheidung?
[1]. Rusticus exspectat, dum defluat amnis: at ille Labitur et labetur in omne volubilis aevum. Horat.
[2]. Gleichwohl nannte Hume eben diese zerstorende Philosophie selbst Metaphysik, und legte ihr einen hohen Wert bei. "Metaphysik und Moral", sagt er, (Versuche 4 ter Teil, Seite 214, deutsche Ubers.) "sind die wichtigsten Zweige der Wissenschaft; Mathematik und Naturwissenschaft sind nicht halb so viel wert". Der scharfsinnige Mann sahe aber hier blo? auf den negativen Nutzen, den die Ma?igung der ubertriebenen Anspruche der spekulativen Vernunft haben wurde, um so viel endlose und verfolgende Streitigkeiten, die das Menschengeschlecht verwirren, ganzlich aufzuheben; aber er verlor daruber den positiven Schaden aus den Augen, der daraus entspringt, wenn der Vernunft die wichtigsten Aussichten genommen werden, nach denen allein sie dem Willen das hochste Ziel aller seiner Bestrebungen ausstecken kann.
[3]. Es ist unmoglich zu verhuten, da?, wenn die Erkenntnis nach und nach weiter fortruckt, nicht gewisse schon klassisch gewordne Ausdrucke, [A 42] die noch von dem Kindheitsalter der Wissenschaft her sind, in der Folge sollten unzureichend und ubel anpassend gefunden werden, und ein gewisser neuer und mehr angemessener Gebrauch mit dem Alten in einige Gefahr der Verwechselung geraten sollte. Analytische Methode, sofern sie der synthetischen entgegengesetzt ist, ist ganz was anderes, als ein Inbegriff analytischer Satze: sie bedeutet nur, da? man von dem, was gesucht wird, als ob es gegeben sei, ausgeht und zu den Bedingungen aufsteigt, unter denen es allein moglich. In dieser Lehrart bedienet man sich ofters lauter synthetischer Satze, wie die mathematische Analysis davon ein Beispiel gibt, und sie konnte besser die regressive Lehrart, zum Unterschiede von der synthetischen oder progressiven, hei?en. Noch kommt der Name Analytik auch als ein Hauptteil der Logik vor, und da ist es die Logik der Wahrheit, und wird der Dialektik entgegengesetzt, ohne eigentlich darauf zu sehen, ob die zu jener gehorige Erkenntnisse analytisch oder synthetisch seien.
[4]. Siehe Kritik S. 713 [B 741].
[5]. Ich gestehe gern, da? diese Beispiele nicht solche Wahrnehmungsurteile vorstellen, die jemals Erfahrungsurteile werden konnten, wenn man auch einen Verstandesbegriff hinzu tate, weil sie sich blo? aufs Gefuhl, welches jedermann als blo? subjektiv erkennt und welches also niemals dem Objekt beigelegt werden darf, beziehen, und also auch niemals objektiv werden konnen; ich wollte nur vor der Hand ein Beispiel von dem Urteile geben, was blo? subjektiv gultig ist, und in sich keinen Grund zur notwendigen Allgemeingultigkeit und dadurch zu einer Beziehung aufs Objekt enthalt. Ein Beispiel der Wahrnehmungsurteile, die durch hinzugesetzten Verstandesbegriff Erfahrungsurteile werden, folgt in der nachsten Anmerkung.
[6]. Um ein leichter einzusehendes Beispiel zu haben, nehme man folgendes: Wenn die Sonne den Stein bescheint, so wird er warm. Dieses Urteil ist ein blo?es Wahrnehmungsurteil, und enthalt keine Notwendigkeit, ich mag dieses noch so oft und andere auch noch so oft wahrgenommen haben; die Wahrnehmungen finden sich nur gewohnlich so verbunden. Sage ich aber: die Sonne erwarmt den Stein, so kommt uber die Wahrnehmung noch der Verstandesbegriff der Ursache hinzu, der mit dem Begriff des Sonnenscheins den der Warme notwendig verknupft und das synthetische Urteil wird notwendig allgemeingultig, folglich objektiv und aus einer Wahrnehmung in Erfahrung verwandelt.
[7]. So wollte ich lieber die Urteile genannt wissen, die man in der Logik particularia nennt. Denn der letztere Ausdruck enthalt schon den Gedanken, da? sie nicht allgemein sind. Wenn ich aber von der Einheit (in einzelnen Urteilen) anhebe und so zur Allheit fortgehe, so kann ich noch keine Beziehung auf die Allheit beimischen: ich denke nur die Vielheit ohne Allheit, nicht die Ausnahme von derselben. Dieses ist notig, wenn die logische Momente den reinen Verstandesbegriffen untergelegt werden sollen; im logischen Gebrauche kann man es beim Alten lassen.
[8]. Wie stimmt aber dieser Satz: da? Erfahrungsurteile Notwendigkeit in der Synthesis der Wahrnehmungen enthalten sollen, mit meinem oben vielfaltig eingescharften Satze: da? Erfahrung, als Erkenntnis a posteriori, blo? zufallige Urteile geben konne? Wenn ich sage, Erfahrung lehrt mir etwas, so meine ich jederzeit nur die Wahrnehmung, die in ihr liegt, z. B. da? auf die Beleuchtung des Steins durch die Sonne jederzeit Warme folge, und also ist der Erfahrungssatz sofern allemal zufallig. Da? diese Erwarmung notwendig aus der Beleuchtung durch die Sonne erfolge, ist zwar in dem Erfahrungsurteile (vermoge des Begriffs der Ursache) enthalten, aber das lerne ich nicht durch Erfahrung, sondern umgekehrt, Erfahrung wird allererst durch diesen Zusatz des Verstandesbegriffs (der Ursache) zur Wahrnehmung erzeugt. Wie die Wahrnehmung zu diesem Zusatze komme, daruber mu? die Kritik im Abschnitte von der transszendentalen Urteilskraft, Seite 137 u. f. [B 176ff.] nachgesehen werden.
[9]. Diese drei aufeinander folgende Paragraphen werden schwerlich gehorig verstanden werden konnen, wenn man nicht das, was die Kritik uber die Grundsatze sagt, dabei zur Hand nimmt; sie konnen aber den Nutzen haben, das Allgemeine derselben leichter zu ubersehen und auf die Hauptmomente achtzuhaben.
[10]. Die Warme, das Licht etc. sind im kleinen Raume (dem Grade nach) ebenso gro?, als in einem gro?en; ebenso die innere Vorstellungen, der Schmerz, das Bewu?tsein uberhaupt nicht kleiner dem Grade nach, ob sie eine kurze oder lange Zeit hindurch dauren. Daher ist die Gro?e hier in einem Punkte und in einem Augenblicke ebenso gro? als in jedem noch so gro?en Raume oder Zeit. Grade sind also Gro?en, aber nicht in der Anschauung, sondern der blo?en Empfindung nach, oder auch die Gro?e des Grundes einer Anschauung, und konnen nur durch das Verhaltnis von 1 zu 0, d. i. dadurch, da? eine jede derselben durch unendliche Zwischengrade bis zum Verschwinden, oder von der Null durch unendliche Momente des Zuwachses bis zu einer bestimmten Empfindung, in einer gewissen Zeit erwachsen kann, als Gro?en geschatzt werden. (Quantitas qualitatis est gradus.)
[11]. Nicht (wie man sich gemeiniglich ausdruckt) intellektuellen Welt. Denn intellektuell sind die Erkenntnisse durch den Verstand, und dergleichen gehen auch auf unsere Sinnenwelt; intelligibel aber hei?en Gegenstande, sofern sie blo? durch den Verstand vorgestellt werden konnen und auf die keine unserer sinnlichen Anschauungen gehen kann. Da aber doch jedem Gegenstande irgendeine mogliche Anschauung entsprechen mu?, so wurde man sich einen Verstand denken mussen, der unmittelbar Dinge anschauete; von einem solchen aber haben wir nicht den mindesten Begriff, mithin auch nicht von den Verstandeswesen, auf die er gehen soll.
[12]. CRUSIUS allein wu?te einen Mittelweg: da? namlich ein Geist, der nicht irren noch betrugen kann, uns diese Naturgesetze ursprunglich eingepflanzt habe. Allein, da sich doch oft auch trugliche Grundsatze einmischen, wovon das System dieses Mannes [A 113] selbst nicht wenig Beispiele gibt, so sieht es bei dem Mangel sicherer Kriterien, den echten Ursprung von dem unechten zu unterscheiden, mit dem Gebrauche eines solchen Grundsatzes sehr mi?lich aus, indem man niemals sicher wissen kann, was der Geist der Wahrheit oder der Vater der Lugen uns eingeflo?t haben moge.
[13]. 1. Substantia. 2. Qualitas. 3. Quantitas. 4. Relatio. 5. Actio. 6. Passio. 7. Quando. 8. Ubi. 9. Situs. 10. Habitus.
[14]. Oppositum, Prius, Simul, Motus, Habere.
[15]. Uber eine vorgelegte Tafel der Kategorien lassen sich allerlei artige Anmerkungen machen als: 1) da? die dritte aus der ersten und zweiten in einen Begriff verbunden entspringe, 2) da? in denen von der Gro?e und Qualitat blo? ein Fortschritt von der Einheit zur Allheit, oder von dem Etwas zum Nichts (zu diesem Behuf mussen die Kategorien der Qualitat so stehen: Realitat, Einschrankung, vollige Negation) fortgehe, ohne correlata oder opposita, dagegen die der Relation und Modalitat [A 123] diese letztere bei sich fuhren, 3) da?, sowie im Logischen kategorische Urteile allen andern zum Grunde liegen, so die Kategorie der Substanz allen Begriffen von wirklichen Dingen, 4) da?, sowie die Modalitat im Urteile kein besonderes Pradikat ist, so auch die Modalbegriffe keine Bestimmung zu Dingen hinzutun, usw., dergleichen Betrachtungen alle ihren gro?en Nutzen haben. Zahlt man uberdem alle Pradikabilien auf, die man ziemlich vollstandig aus jeder guten Ontologie (z. E. Baumgartens) ziehen kann und ordnet sie klassenweise unter die Kategorien, wobei man nicht versaumen mu?, eine so vollstandige Zergliederung aller dieser Begriffe, als mogiich, hinzuzufugen, so wird ein blo? analytischer Teil der Metaphysik entspringen, der noch gar keinen synthetischen Satz enthalt und vor dem zweiten (dem synthetischen) vorhergehen konnte, und durch seine Bestimmtheit und Vollstandigkeit nicht allein Nutzen, sondern, vermoge des Systematischen in ihm, noch uberdem eine gewisse Schonheit enthalten wurde.
[16]. Wenn man sagen kann, da? eine Wissenschaft wenigstens in der Idee aller Menschen wirklich sei, sobald es ausgemacht ist, da? die Aufgaben, die darauf fuhren, durch die Natur der menschlichen Vernunft jedermann vorgelegt, und daher auch jederzeit [A 126] daruber viele, obgleich fehlerhafte, Versuche unvermeidlich sind, so wird man auch sagen mussen: Metaphysik sei subjective (und zwar notwendigerweise) wirklich, und da fragen wir also mit Recht, wie sie (objective) moglich sei.
[17]. Im disjunktiven Urteile betrachten wir alle Moglichkeit, respektiv auf einen gewissen Begriff, als eingeteilt. Das ontologische Prinzip der durchgangigen Bestimmung eines Dinges uberhaupt (von allen moglichen entgegengesetzten Pradikaten kommt jedem Dinge eines zu) welches zugleich das Prinzip aller disjunktiven Urteile ist, legt den Inbegriff aller Moglichkeit zum Grunde, in welchem die Moglichkeit jedes Dinges uberhaupt als bestimmbar angesehen wird. Dieses dient zu einer kleinen Erlauterung des obigen Satzes: da? die Vernunfthandlung in disjunktiven Vernunftschlussen der Form nach mit derjenigen einerlei sei, wodurch sie die Idee eines Inbegriffs aller Realitat zustande bringt, welche das Positive aller einander entgegengesetzten Pradikate in sich enthalt.
[18]. Ware die Vorstellung der Apperzeption, das Ich, ein Begriff, wodurch irgendetwas gedacht wurde, so wurde es auch als Pradikat von andern Dingen gebraucht werden konnen, oder solche Pradikate in sich enthalten. Nun ist es nichts mehr als Gefuhl eines Daseins ohne den mindesten Begriff und nur Vorstellung desjenigen, worauf alles Denken in Beziehung (relatione accidentis) steht.
[19]. Es ist in der Tat sehr merkwurdig, da? die Metaphysiker jederzeit so sorglos uber den Grundsatz der Beharrlichkeit der Substanzen weggeschlupft sind, ohne jemals einen Beweis davon zu versuchen; ohne Zweifel, weil sie sich, sobald sie es mit dem Begriffe Substanz anfingen, von allen Beweistumern ganzlich verlassen sahen. Der gemeine Verstand, der gar wohl inne ward, da? ohne diese Voraussetzung keine Vereinigung der [A 139] Wahrnehmungen in einer Erfahrung moglich sei, ersetzte diesen Mangel durch ein Postulat; denn aus der Erfahrung selbst konnte er diesen Grundsatz nimmermehr ziehen, teils weil sie die Materien, (Substanzen) bei allen ihren Veranderungen und Auflosungen nicht soweit verfolgen kann, um den Stoff immer unvermindert anzutreffen, teils weil der Grundsatz Notwendigkeit enthalt, die jederzeit das Zeichen eines Prinzips a priori ist. Nun wandten sie diesen Grundsatz getrost auf den Begriff der Seele als einer Substanz an, und schlossen auf eine notwendige Fortdauer derselben nach dem Tode des Menschen, (vornehmlich da die Einfachheit dieser Substanz, welche aus der Unteilbarkeit des Bewu?tseins gefolgert ward, sie wegen des Unterganges durch Auflosung sicherte). Hatten sie die echte Quelle dieses Grundsatzes gefunden, welches aber weit tiefere Untersuchungen erforderte, als sie jemals anzufangen Lust hatten, so wurden sie gesehen haben: da? jenes Gesetz der Beharrlichkeit der Substanzen nur zum Behuf der Erfahrung stattfinde, und daher nur auf Dinge, sofern sie in der Erfahrung erkannt und mit andern verbunden werden sollen, niemals aber von ihnen auch unangesehen aller moglichen Erfahrung, mithin auch nicht von der Seele nach dem Tode gelten konne.
[20]. Ich wunsche daher, da? der kritische Leser sich mit dieser Antinomie hauptsachlich beschaftige, weil die Natur selbst sie aufgestellt zu haben scheint, um die Vernunft in ihren dreisten Anma?ungen stutzig zu machen und zur Selbstprufung zu notigen. Jeden Beweis, den ich fur die Thesis so wohl als Antithesis gegeben habe, mache ich mich anheischig zu verantworten, und dadurch die Gewi?heit der unvermeidlichen Antinomie der Vernunft darzutun. Wenn der Leser nun durch diese seltsame Erscheinung dahin gebracht wird, zu der: Prufung der dabei zum Grunde liegenden Voraussetzung zuruckzugehen, so wird er sich gezwungen fuhlen, die erste Grundlage aller Erkenntnis der reinen Vernunft mit mir tiefer zu untersuchen.
[21]. Die Idee der Freiheit findet lediglich in dem Verhaltnisse des Intellektuellen, als Ursache, zur Erscheinung, als Wirkung, statt. Daher konnen wir der Materie in Ansehung ihrer unaufhorlichen Handlung, dadurch sie ihren Raum erfullt, nicht Freiheit beilegen, obschon diese Handlung aus innerem Prinzip geschieht. Ebensowenig konnen wir vor reine Verstandeswesen, z. B. Gott, sofern seine Handlung immanent ist, keinen Begriff von Freiheit angemessen finden. Denn seine Handlung, obzwar unabhangig von au?eren bestimmenden Ursachen, ist dennoch in seiner ewigen Vernunft, mithin der gottlichen Natur, bestimmt. Nur wenn durch eine Handlung etwas anfangen soll, mithin die Wirkung in der Zeitreihe, folglich der Sinnenwelt anzutreffen sein soll, (z. B. Anfang der Welt) da erhebt sich die Frage, ob die Kausalitat der Ursache selbst auch anfangen musse, oder ob die Ursache eine Wirkung anheben konne, ohne da? ihre Kausalitat selbst anfangt. Im ersteren Falle ist der Begriff dieser Kausalitat ein Begriff der Naturnotwendigkeit, im zweiten der Freiheit. Hieraus wird der Leser ersehen, da?, da ich Freiheit als das Vermogen eine Begebenheit von selbst anzufangen erklarete, ich genau den Begriff traf, der das Problem der Metaphysik ist.
[22]. Herr Platner in seinen Aphorismen sagt daher mit Scharfsinnigkeit 728, 729 "Wenn die Vernunft ein Kriterium ist, so kann kein Begriff moglich sein, welcher der menschlichen Vernunft unbegreiflich ist. - In dem Wirklichen allein findet Unbegreiflichkeit statt. Hier entsteht die Unbegreiflichkeit aus der Unzulanglichkeit der erworbenen Ideen." - Es klingt also nur paradox und ist ubrigens nicht befremdlich, zu sagen, in der Natur sei uns vieles unbegreiflich, (z. B. das Zeugungsvermogen) wenn wir aber noch hoher steigen und selbst uber die Natur hinausgehen, so werde uns wieder alles begreiflich; denn wir verlassen alsdenn ganz die Gegenstande, die uns gegeben werden konnen, und beschaftigen uns blo? mit Ideen, bei denen wir das Gesetz, welches die Vernunft durch sie dem Verstande zu seinem Gebrauch in der Erfahrung vorschreibt, gar wohl begreifen konnen, weil es ihr eigenes Produkt ist.
[23]. So ist eine Analogie zwischen dem rechtlichen Verhaltnisse menschlicher Handlungen, und dem mechanischen Verhaltnisse der bewegenden Krafte: ich kann gegen einen andern niemals etwas tun, ohne ihm ein Recht zu geben, unter den namlichen Bedingungen ebendasselbe gegen mich zu tun; ebenso wie kein Korper auf einen andern mit seiner bewegenden Kraft wirken kann, ohne dadurch zu verursachen, da? der andre ihm ebensoviel entgegenwirke. Hier sind Recht und bewegende Kraft ganz unahnliche Dinge, aber in ihrem Verhaltnisse ist doch vollige Ahnlichkeit. Vermittelst einer solchen Analogie kann ich daher einen Verhaltnisbegriff von Dingen, die mir absolut unbekannt sind, geben. Z. B. wie sich verhalt die Beforderung des Glucks der Kinder = a zu der Liebe der Eltern = b, so die Wohlfahrt des menschlichen Geschlechts = c zu dem Unbekannten in Gott = x, welches wir Liebe nennen; nicht als wenn es die mindeste Ahnlichkeit mit irgendeiner menschlichen Neigung hatte, sondern, weil wir das Verhaltnis desselben zur Welt demjenigen ahnlich setzen konnen, was Dinge der Welt untereinander haben. Der Verhaltnisbegriff aber ist hier eine blo?e Kategorie, namlich der Begriff der Ursache, der nichts mit Sinnlichkeit zu tun hat.
[24]. Ich werde sagen: die Kausalitat der obersten Ursache ist dasjenige in Ansehung der Welt, was menschliche Vernunft in Ansehung ihrer Kunstwerke ist. Dabei bleibt mir die Natur der obersten Ursache selbst unbekannt: ich vergleiche nur ihre mir bekannte Wirkung (die Weltordnung) und deren Vernunftma?igkeit mit den mir bekannten Wirkungen menschlicher Vernunft, und nenne [A 180] daher jene eine Vernunft, ohne darum ebendasselbe, was ich am Menschen unter diesem Ausdruck verstehe, oder sonst etwas mir Bekanntes ihr als ihre Eigenschaft beizulegen.
[25]. Es ist mein immerwahrender Vorsatz durch die Kritik gewesen, nichts zu versaumen, was die Nachforschung der Natur der reinen Vernunft zur Vollstandigkeit bringen konnte, ob es gleich noch so tief verborgen liegen mochte. Es steht nachher in jedermanns Belieben, wieweit er seine Untersuchung treiben will, wenn ihm nur angezeigt worden, welche noch anzustellen sein mochten, denn dieses kann man von demjenigen billig erwarten, der es sich zum Geschafte gemacht hat, dieses ganze Feld zu ubermessen, um es hernach zum kunftigen Anbau und beliebigen Austeilung andern zu uberlassen. Dahin gehoren auch die beiden Scholien, welche sich durch ihre Trockenheit Liebhabern wohl schwerlich empfehlen durften, und daher nur vor Kenner hingestellt worden.
[26]. Bei Leibe nicht der hohere. Hohe Turme, und die ihnen ahnliche metaphysisch-gro?e Manner, um welche beide gemeiniglich viel Wind ist, sind nicht vor mich. Mein Platz ist das fruchtbare Bathos der Erfahrung, und das Wort transszendental, dessen so vielfaltig von mir angezeigte Bedeutung vom Rezensenten nicht einmal gefa?t worden, (so fluchtig hat er alles angesehen) bedeutet nicht etwas, das uber alle Erfahrung hinausgeht, sondern, was vor ihr (a priori) zwar vorhergeht, aber doch zu nichts mehrerem bestimmt ist, als lediglich Erfahrungserkenntnis moglich zu machen. Wenn diese Begriffe die Erfahrung uberschreiten, dann hei?et ihr Gebrauch transszendent, welcher von dem immanenten, d. i. auf Erfahrung eingeschrankten Gebrauch unterschieden wird. Allen Mi?deutungen dieser Art ist in dem Werke hinreichend vorgebeugt worden: allein der Rezensent fand seinen Vorteil bei Mi?deutungen.
[27]. Der eigentliche Idealismus hat jederzeit eine schwarmerische Absicht, und kann auch keine andre haben, der meinige aber ist lediglich dazu, um die Moglichkeit unserer Erkenntnis a priori von Gegenstanden der Erfahrung zu begreifen, welches ein Problem ist, das bisher noch nicht aufgeloset, ja nicht einmal aufgeworfen worden. Dadurch fallt nun der ganze schwarmerische Idealism, der immer (wie auch schon aus dem Plato zu ersehen) aus unseren Erkenntnissen a priori (selbst denen der Geometrie) auf eine andere, (namlich intellektuelle) Anschauung als die der Sinne schlo?, weil man sich gar nicht einfallen lie?, da? Sinne auch a priori anschauen sollten.
[28]. Der Rezensent schlagt sich mehrenteils mit seinem eigenen Schatten. Wenn ich die Wahrheit der Erfahrung dem Traum entgegensetze, so denkt er gar nicht daran, da? hier nur von dem bekannten somnio obiective sumto der Wolffischen Philosophie die Rede sei, der blo? formal ist, und wobei es auf den Unterschied des Schlafens und Wachens gar nicht angesehen ist, und in einer Transszendentalphilosophie auch nicht gesehen werden kann. Ubrigens nennt er meine Deduktion der Kategorien und die Tafel der Verstandesgrundsatze: "gemein bekannte Grundsatze der Logik und [A 210] Ontologie auf idealistische Art ausgedruckt." Der Leser darf nur daruber diese Prolegomenen nachsehen, um sich zu uberzeugen, da? ein elenderes und selbst historisch unrichtigeres Urteil gar nicht konne gefallet werden.

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